6. Das Gemeindewesen

 

Interessant ist die Beschreibung, wonach Rennertshofen früher kein unbedeutender Ort und wie viele Märkte im Mittelalter gut befestigt war. Im Jahre 1864 zog sich noch um den ganzen Markt eine feste Ringmauer, die an den Ecken mit Türmen versehen war, von denen einige viereckig, andere dagegen rund und damals zum Teil noch vorhanden waren; teils ragten sie noch mit den Grund­mauern aus dem Boden hervor.

 

Marktmauer um 1962 

Marktmauer um 1962

Zwei damals noch bestehende Tore dienten zur Schließung des Marktes, deren Torflügel mit Schlieftürlein (= Tor­öffnungen, die nur Personen den Zugang gestatteten) versehen waren.

  

Osttor um 1910 Osttor 2010
Osttor um 1910 Osttor

 

 

 

 
 Westtor (Schwedentor) um 1910

Westtor (Schwedentor) 2010

Westtor 1908/1910

Westtor

 

Von dem Gemeindewesen selbst dagegen findet man eine Erwähnung erst um Mitte des 14. Jahrhunderts; es ist aber mit Grund anzunehmen, dass Rennertshofen schon zur Zeit, als die Marktrechte (vor 1335) verliehen wurden, auch das Gericht und eine Gemeinde­ordnung erhalten hatte. 

Die erste Urkunde, die von einer ausgebildeten Gemeinde-Ver­fassung zeugt, ist ein im Jahre 1350 geschlossener Vergleich zwischen Adel­haid, des Valkners Tochter von Stepperg, und dem Kloster Niederschönenfeld, welchen der Markt Rennerts­hofen siegelte (vgl. Urkunde des Klosters Niederschönenfeld vom 01. Mai 1350). 

Aus einer Urkunde des Klosters Niederschönenfeld vom 11. März 1345 (Monumenta-Boica XVI) lässt sich mit Bestimmtheit annehmen, dass der Markt Rennertshofen bereits ein Siegel führte. Die bayerischen Herzöge ließen die neu erworbene Graf­schaft den übrigen Besitztümern gleich­stellen und begünstigen. 

So hat Herzog Stephan von Bayern am 29. Februar 1404 dem durch Brand beschädigten Markt Rennertshofen alle Rechte verliehen und alle Rechte bestätigt, die auch andere Städte und Märkte in Oberbayern hatten. Herzog Stephan befreite damals die Bürger von Rennertshofen auf die nächsten 10 Jahre von aller Steuer und bestimmte zudem, dass, wer wegen Geldschuld nach Rennertshofen geflohen kommt und hier Bürger wird, erst nach zwei Jahren seine Schuld zu begleichen habe ("Gegeben zu Rain am Freitag vor Oculi" = 29. Februar 1404, Bayer. Regesten XI, Seite 337). 

Im Jahre 1456, am "Sonntag vor Matthäus" (= 19. Sep­tember 1456), bestätigte Herzog Ludwig alle Rechte und Freiheiten des Marktes Rennertshofen. Die Urkunde wurde in Landshut ausge­fertigt. 

1531 gaben die pfalzgräflichen Gebrüder Otto Heinrich und Philipp von Neuburg dem Markt Rennertshofen die Erlaub­nis, vier offene Jahrmärkte zu halten. 1631 bestätigte Pfalz­graf Wolfgang Wilhelm die Rechte und Freiheiten des Marktes Rennertshofen, 1657 sein Sohn und Nachfolger Pfalzgraf Philipp Wilhelm und im Jahre 1724 der Kurfürst Karl Philipp von Schwetzingen aus. 

Die Gemeindeverwaltung mit eigener Gerichts­barkeit, mit dem Namen Magistrat bezeichnet, welche gegen Ende des 16. Jahr­hunderts in den Pfarrvisitationsberichten anzu­treffen ist, bestand jedoch nur bis 1808. Damals im Jahre 1808 wurde der Magistrat (Gemeindever­waltung mit eigener Gerichts­barkeit) in Rennertshofen sowie in den übrigen Städten und Märkten des Königsreiches aufgehoben und eine Municipal-Verfassung
(= Ratsverfassung) eingeführt. Erst 1818 wurde der Magistrat wieder hergestellt, jedoch ohne eigene Gerichts­barkeit. 

Nur sechs Jahre behielt der Markt Rennertshofen den neu organisierten Magistrat und verzichtete dann freiwillig darauf. 

Damit trat der Markt Rennertshofen, einst Landstand des Fürstentums Neuburg, geehrt durch so manchen fürstlichen Frei­heitsbrief, zurück in den Rang einer Landgemeinde. Der Markt Rennertshofen teilte auch in dieser Beziehung mit Burgheim wieder das gleiche Schicksal, nachdem das gleiche Los des Verfalles und der Verarmung früher schon diesen Markt getroffen hatte.

Rennertshofen gehörte bis zum 30. Juni 1862 zum Land­gericht Monheim, ab 1. Juli 1862 zum Bezirksamt Donau­wörth. Am 1. Januar 1880 wurde Rennertshofen in das Bezirksamt Neuburg a. d. Donau umgegliedert. 

Rennertshofen war übrigens in früheren Zeiten ein sehr gewerbsamer Ort; denn außer vier Jahrmärkte hatte Rennerts­hofen nach einem Saalbuche von 1597 noch Ross­märkte "in der Fasten", alle Mittwoch einen Wochenmarkt, eine Schranne und ein eigenes Maß sowie eine Zollstätte und ein Pfleggericht.

Zum Handel trugen die Juden, die im 14. Jahr­hundert in Rennertshofen wohnten, viel bei. Die Juden sollen damals auch in Rennerts­hofen eine Synagoge besessen haben.

 

Inhaltsverzeichnis

1. Topographie

Der Markt Rennertshofen liegt am Südrand der Fränkischen Alb, die hier zur Donau hin abflacht, zugleich am Südsaum des Naturparks Altmühltal, auf dem linken Ufer des von Nordwest aus der Alb kommenden Flüsschens Ussel, das wenige Kilo­meter südöstlich bei Stepperg in die Donau mündet. Nach Norden zu …mehr

2. Herkunft des Ortsnamens

Siedlungsmäßig sehr günstig in einer altbesiedelten Flur gelegen, geht das heutige Rennertshofen wohl auf eine aleman­nische oder aber bajuwarische Gründung wahrscheinlich des 7. Jahrhunderts zurück. Reihengräber aus dieser Zeit wurden in Rennertshofen im nordwestlichen Ortsbereich an der Monheimer  …mehr

3. Marktrecht

Wann Rennertshofen das Marktrecht erhielt, ist nicht bekannt, wohl aber sicher noch in der Zeit der Grafen von Lechs­gemünd-Grais­bach. Diese gründeten an den Eckpunkten ihrer Grafschaft zwei Märkte: Burgheim südlich der Donau und Rennertshofen nördlich des Flusses, beide in Nachbarschaft zur damals …mehr

4. Marktsiegel

 Sichtbares äußeres Zeichen für einen Markt war eine Befestigung, durch die zugleich der Raum innerhalb des Marktes als eigener Rechts- und Friedensbereich nach außen abge­grenzt wurde und die zugleich auch der Ver­teidigung des Gemeinwesens gegen feindliche Angriffe diente, sichtbares äußeres Zeich …mehr

5. Rennertshofen als politische Gemeinde

 Der Pfarrbezirk war nach einer Beschreibung von 1864 klein und erstreckte sich außer der nahen Markt- und Anger­mühle und der Ziegelei nur noch auf einen Hof in Dittenfeld (die übrigen Höfe in Dittenfeld gehörten zur Pfarrei Mauern). Der Pfarrbezirk zählte 1864 zusammen 628 Seelen, sämt­liche katho …mehr

6. Das Gemeindewesen

 Interessant ist die Beschreibung, wonach Rennertshofen früher kein unbedeutender Ort und wie viele Märkte im Mittelalter gut befestigt war. Im Jahre 1864 zog sich noch um den ganzen Markt eine feste Ringmauer, die an den Ecken mit Türmen versehen war, von denen einige viereckig, andere dagegen rund …mehr

7. Das Rathaus

 Das Rathaus wurde um 1530 vom Augsburger Baumeister Sebolt Schönmacher erbaut, gehörte nachweisbar Graf Verri della Bosia und wurde von diesem am 20. Juli 1802 als Lehen der Gemeinde über­lassen. Das Rathaus ist erst später zu einem unbekannten Zeit­punkt in das Eigentum der Gemeinde übergegangen.  …mehr

8. Das Pflegamt Rennertshofen

 Das Pflegamt Rennertshofen erstreckte sich nur auf den Gemeindebezirk. Es gehörte außer den zwei Mühlen und dem Ziegelstadel eine Ortschaft dazu. Die Richter versahen auch zugleich die Geschäfte des Zöllners. Der Markt Rennertshofen hatte schon sehr früh ein Richter­amt, wie dies das Verzeichnis de …mehr

9. Die bürgerliche Geschichte des Markes Rennertshofen

Der Ursprung von Rennertshofen liegt im tiefen Altertume; ent­standen ist der Markt Rennertshofen im 7. Jahrhundert als frühe Ausbau­siedlung der eingewanderten Bayern, wie das an der Monheimer Landstraße entdeckte Reihengräber­feld beweist.Damals hat sich ein Sippenoberhaupt namens Reginhart mit se …mehr

10. Der Dreißigjährige Krieg

Im Dreißigjährigen Kriege war Rennertshofen mehrmals der Mittelpunkt wichtiger Operationen. Der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Rennerts­hofen vorbei. Plünderungen, Brand­schatzungen, Aus­beutungen der ganzen Gegend waren an der Tages­ordnung. Im Juli 1620 marschierte nach einem Bericht v …mehr

11. Das Schloss und der Edelsitz Rennertshofen

Am oberen westlichen Teil des Marktes stand in uralten Zeiten der Hof des Reinhart, von dem der Markt Rennerts­hofen seinen Namen hat, und der in der Folge zu einem Ritter­schlosse sich erhob. Dieses Schloss war wie alle im Mittelalter erbauten Schlösser ziemlich stark befestigt, indem es von einer  …mehr

12. Der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim

Als eine Zugehörigung des Rittersitzes zu Rennertshofen erscheint auch der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim. 1557 übergibt Christoph Lämble diesen Lehenhof seinem aus erster Ehe stammenden Sohne Wolf Heinrich "zu einem Erben voraus", behielt sich jedoch den Genuss vom Lehen­hof noch auf 10  …mehr

13. Das Siech- und Krankenhaus

Das Siech- und Krankenhaus lag südöstlich vor dem Markte und gehörte sonderbarerweise zur Pfarrei Stepperg. Nach dem Visitationsprotokoll von 1594 hatte es nur 3 Gulden Ein­kommen, wovon das Haus im baulichen Stande erhalten werden sollte. …mehr

14. Magistratische Verfassung

Nach einer historischen Beschreibung von Anton Steichele (Das Bistum Augsburg, 1864) hatte Rennertshofen früher eine magistratische Ver­fassung mit zwei Bürgermeistern, sowie mit einem inneren und äußeren Rate. Die Aufgaben des damaligen inneren und äußeren Rates sind heute nicht mehr definierbar. D …mehr

15. Einwohnerzahlen

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform, die am 01. Mai 1978 abgeschlossen war, wurden in den Markt Rennerts­hofen folgende ehemalige selbständige Gemeinden einge­meindet: Ammerfeld (mit Ortsteilen Altstetten und Asbrunn), Bertolds­heim, Emskeim, Erlbach, Hatzenhofen, Hütting (mit Ortsteil Ellenbrunn),  …mehr

16. Ehemaliges Schulhaus

 Ein markantes Gebäude ist das ehemalige Schulhaus. Das Gebäude wurde zu Beginn des 17. Jahrhundert erbaut, später durch den Pfleger Franz Ignaz Lämblin 1686 und 1692 renoviert. Bis zur Säkularisation 1803 war es Amts­gebäude des Pflegamtes und zuletzt Wohnung des Gerichtsschreibers. 1806 wurde es a …mehr

17. Die Pfarrkirche

 Die Pfarrkirche zu Rennerts­hofen ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Sie wurde 1702 neu erbaut und 1739 restauriert. Der Turm stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Sie steht auf dem Platz, auf dem die alte Pfarrkirche stand. Die Kirche war früher, bis sie neu erbaut wurde, klein und zur Ze …mehr

18. Die Leonhardskapelle

 Die Leonhardskapelle beim heutigen Friedhof wurde wohl kurz vor dem Jahr 1633 als gotische Kapelle errichtet, da im Totenbuch von Rennertshofen von der „neuen" Kirche die Rede ist. Geweiht wurde sie am 08. Juni 1686 durch den Weihbischof Eustach Egloff von Egloffstein.An diesem Tage wurden in diese …mehr

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